Blues-Tonleiter
Auch die Blues-Tonleiter ließe sich aus der Pentatonischen Moll-Variante bilden:
Würde man diese mit einer verminderten Quinte (e♭) ergänzen wäre man bereits fertig. Leider versteht man auf diese Weise nicht den wahren musikalischen und historischen Hintergrund.
Kehren wir zunächst zur Variante von c beginnend zurück:
Bei dieser Notation fallen die drei! blue-notes sofort ins Auge. e♭ g♭ und b♭. Im Kopf müsste das g eigentlich gar nicht aufgelöst werden (gehört ja zu den Stammtönen obligatorisch dazu), so dass alle drei mit einem Vorzeichen (♭) gekennzeichneten Noten blue sind.
Mal reinhören?
Genau genommen sind diese drei Töne aber gar nicht wirklich vorhanden. 😉 Es sind nämlich eigentlich genau Töne zwischen e♭ und e, g♭ und g sowie b♭ und b (im deutschen h). Historisch entstanden sind die blue-notes aus dem unsauberen Singen schwarzer Sklaven, die sich einen »Dreck« um (weiße) musiktheoretische Formen oder Regeln scheren konnten und wollten.
Die heute gebräuchlichen Formen des Blues basieren auf der Verwendung beider Terzen, Quinten und Septimen. Während melodisch die oben ersichtliche Variante (mit kleinen und verminderten Intervallen) zum Tragen kommen, werden harmonisch die großen und reinen Geschwister verwendet. Schauen wir uns das generell immer gleiche harmonische Schema dazu an:
||: | C7 | | | C7 | | | C7 | | | C7 | | | ||||
F7 | | | F7 | | | C7 | | | C7 | | | |||||
G7 | | | F7 | | | C7 | | | C7 | :|| |
Und nun kommt der Clou: Obwohl in den Akkorden immer große Terzen verwendet werden, bleibt die Melodie (oder Improvisation) immer bei den kleinen Intervallen der obigen Tonleiter. Somit reiben sich also ständig beide Varianten (jedoch niemals direkt nebeneinander) und erzeugen somit ein etwas verstimmtes Feeling. Es funktioniert sowohl für C7 als auch F7. Lediglich bei G7 würde ich ausschließlich auf f-g♭-g rumreiten.
Probiere das Improvisieren doch einfach mal aus: Linke Hand Akkorde aushalten und rechte Hand irgend etwas mit den Tönen der Blues-Tonleiter spielen. Du wirst überrascht von deinem Spiel sein und schnell verstehen, warum der Blues auch bei uns und heutzutage so beliebt ist.
Beim Spielen auf der Klaviatur verwendest du am Besten immer den Findersatz ähnlich der chromatischen Tonleiter: Weiße Tasten immer mit dem 1. Finger (Daumen) und die schwarzen immer mit dem 3. (Mittel-)Finger.
Einige Instrumente können diese »unsaubere« Stimmung aber sehr gut imitieren: Gitarristen durch Ziehen der Seite (bending), Bläser durch Fallenlassen des Tones und Streicher sogar durch direktes Greifen der Vierteltöne.
Übrigens fungiert hier der Septakkord nicht wie bei Dur oder Moll als zur Auflösung strebender Zwischenschritt. Beim Blues ist dieses ständige Reiben stilistisches Grundmerkmal!
Rhythmisch basiert der Blues eigentlich auf Triolen aber auch in der Achtelvariante ist er mittlerweile sehr populär.
Und noch eins: Es gibt auch noch andere (leicht erweiterte) Varianten. Doch die brauchen wir heute nicht. Dafür noch ein Klangbeispiel einer Ikone: B.B.King mit »The Thrill is gone«: