Stimmführung
Um sich den Gesamtablauf des Stückes einzuprägen, sollte man die Akkorde als Ganzes spielen. Dadurch werden auch die tonalen Verbindungen (analog zur Stimmführung eines Chorsatzes) zwischen den Takten klar herausgearbeitet. Wenn man die liegen bleibenden (grau dargestellten) Töne außer Acht lässt, verbleiben anstelle von 549 Tönen nur noch 158 Informationen (weniger als 29%). Diese Sichtweise fokussiert somit stark auf das Gesamtwerk.
Gerade hier tritt der wesentliche Unterschied zwischen Tonalität und Stimmführung hervor. Während bei der Generalbass-Bezifferung immer vom tiefsten Ton ausgegangen wird (das Ganze quasi vertikal/spaltenweise betrachtet wird) ist für die Stimmführung entscheidend, welcher Akkord vorher gespielt wurde (quasi horizontale/zeilenweise Betrachtung) und nur die Veränderungen brauchen berücksichtigt zu werden.
Genau das gleiche Prinzip findet sich z.B. auch bei der Komprimierung von Video- oder Musik- dateien wieder. mpeg- oder mp3-Dateien protokollieren (grob vereinfacht) nur die Unterschiede zum vorherigen Frame.
Übrigens halten sich beide Sichtweisen stets die Waage: Je komplexer die eine Seite scheint, umso simpler kommt die andere daher (vgl. beispielsweise Takte 20 bis 22: C7, Am/F=Fj7, F#°). Tauchen bei der Akkordsymbolik häufig größere Zahlen auf (im Jazz nicht selten bis zur 9/11/13), lohnt die Beachtung der Stimmführung ganz sicher.